Unter den Augen von Ex-Trainer Marco Van den Berg schafften es die Gladiators am neunten ProA-Spieltag nicht, einen sicher geglaubten Sieg gegen Tübingen über die Zeit zu bringen. Nach der Trierer 48:28 Halbzeitführung schien bei den Hausherren Feierabend zu sein – Tübingen nutzte die Gunst der Stunde, erzielte knapp 60 Punkte in zwanzig Minuten und fuhr einen unerklärlichen 86:77 Auswärtssieg ein.
Trier. „Ich bin sprachlos! Offensiv sind wir nach der Halbzeit stehen geblieben und hinten haben wir schlecht verteidigt“, suchte Lucien Schmikale nach einer Erklärung für den denkwürdigen Auftritt seiner Gladiators, die als Favorit ins Spiel gegangen waren. In den ersten beiden Vierteln wurden die Trierer ihrer Favoritenrolle auch gerecht, spielten souverän und trafen auch die unmöglichen Würfe. Folgerichtig sahen 2774Zuschauer am Karnevalssonntag eine 28:17-Führung nach dem ersten Viertel, die bis zur Pause auf zwanzig Punkte ausgebaut wurde (48:28). Die Partie schien eigentlich schon entschieden und so mancher Fan träumte beim Pausentee womöglich von einer dreistelligen Punkteausbeute.
Aktenzeichen TR…ungelöst
Doch es kam ganz anders: Trier konnte sich offensiv nur noch sehr wenige zwingende Aktionen erarbeiten – Tübingen hingegen war nun voll drin im Spiel und haute den verdutzten Gladiatoren einen getroffenen Dreipunktwurf nach dem anderen um die Ohren. Insgesamt acht Würfe von jenseits der 6,75 Meterlinie fanden ihr Ziel – Trier lief auf dem Parkett ab dem dritten Viertel oft ziellos hinterher.
Wir haben das Szenario in der Kabine angesprochen
Schmikale über die Tübinger Aufholjagd
Schmikale verneinte die Frage, ob sein Team in der Pause zu selbstsicher und siegesgewiss gewesen sei: „Wir haben genau das Szenario in der Kabine angesprochen, dass Tübingen nun alles versuchen wird, um das Spiel noch zu drehen. Exakt darauf haben wir uns eingestellt, aber es nicht verhindern können.“
Van den Berg kein Glücksbringer
Ex-Gladiators-Coach Marco Van den Berg schaute sich das Spiel aus für ihn ungewohnter Perspektive in Block C an und konnte seinen ehemaligen Schützlingen nicht helfen. „Trier hat den Faden verloren,aber Tübingen hat es echt gut gemacht“, bilanzierte der Trierer Erfolgscoach der vergangenen Jahre.
Gegen den Erstligaabsteiger hofften die knapp 2800 Zuschauer diesmal vergeblich auf ein kämpferisches Aufbäumen und eine spannende Schlussphase. Nach 33 Minuten erzielte Tübingen den 65:65 Ausgleich, bereits eine Minute später nahm das Unheil seinen Lauf: Der starke Donald Timmer traf einen Dreier zum 70:68, wodurch Tübingen in Führung ging, diese weiter ausbaute und nicht mehr hergab. Auf der Ersatzbank der Baden-Württemberger saß Ex-Gladiator Robert Nortmann, der verletzungsbedingt nur zuschauen konnte.
Dietz fassungslos: Tübingen erzielt in zweiter Hälfte doppelt so viele Punkte wie Trier (58:29)
„Das darf uns nicht passieren! Wir können keine 60 Punkte in einer Halbzeit zulassen. Die ersten beiden Viertel hat Tübingen gar nichts getroffen, in den letzten zwanzig Minuten leider fast alles. Eine Erklärung kann ich erst abgeben, wenn wir uns die Wiederholung angeschaut haben. Von der Videoanalyse erhoffen wir uns Rückschlüsse“, sagte Kilian Dietz, der sechs Punkte in 14 Minuten Spielzeit erzielte und damit einen Punkt mehr als sein sonst so starker Center-Kollege Gloger.
Auch Triers Trainer Christian Held konnte die Niederlage kurz nach Spielschluss noch nicht richtig einordnen: „Wir haben heute nur über zwanzig Minuten unsere Leistung gebracht. Tübingen ist ins Laufen gekommen und hat in der zweiten Halbzeit gut verteidigt und wir unseren Job nicht gut gemacht. Von daher werden wir das Spiel genau aufarbeiten und analysieren, um uns ab Mittwoch auf Nürnberg vorzubereiten.“
Trier bleibt zwar unter den ersten vier Teams, muss in den nächsten Wochen aber auswärts gegen starke Konkurrenten wie Nürnberg und Hamburg antreten. Doch auswärts spielen die Gladiatoren diese Saison stärker als zu Hause und sind in der Fremde noch unbesiegt.
Statistik
Gladiators Trier: Lewis (16), Smit (2), Bucknor (18), Hennen (4), Schmikale (9), Dietz (6), Schmitz (9), Grün (5), Buntic (3), Till Gloger (5)
Dreierquote: 43 Prozent (10/23), Freiwurfquote: 58 Prozent (15/26), Rebounds: 29
Tigers Tübingen: Djurasovic (13), Bekteshi (17), Wolf (8), Laser (18), Timmer (18), Grabauskas (4), Allen (6), Nadjfeji (0), Mampuya (0), Brennan (2)
Dreierquote: 39 Prozent (9/23), Freiwurfquote: 81 Prozent (13/16),
Rebounds: 28
Zuschauer: 277
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