Die MLP Academics Heidelberg stahlen den Gladiators Trier die Show, zwei Punkte und den Spielrhythmus, weshalb der Gast am Ende verdient mit 67:59 triumphierte. In einem eher schwachen und punktearmen Basketballspiel fanden die Hausherren nie zu ihrem gewohnten Spiel, was Heidelberg erst Mitte des dritten Viertels ausnutzen konnte. Ein Gladiators-Wunder gab es diesmal trotz Aufholjagd nicht. 5vier.de sprach mit Triers Topscorer Till Gloger, den beiden Trainern sowie den Heidelbergern Niklas Würzner und Philipp Heyden.
Zähes Spiel – schwache Quoten – wenige Zuschauer
„Wir haben nicht in unseren Rhythmus gefunden gegen einen sehr physisch agierenden Gegner, der heute abgezockter war. Die Foulpfiffe liefen auch nicht für uns und Heidelberg hat sich von der emotionalen Stimmung im dritten Viertel nicht beeinflussen lassen“, befand Triers Topscorer Till Gloger (16 Punkte).
Die Ausgangsbedingungen hatten sich im Vergleich zum Heimsieg gegen Hagen vor einer Woche verbessert, da Gloger nach überstandener Verletzung in die Mannschaft und Starting Five zurückgekehrt war. Für den an der Hand leicht angeschlagenen Kapitän Simon Schmitz durfte Rupert Hennen ebenso beginnen wie Lucien Schmikale, Kevin Smit und Jermaine Bucknor.
Gladiators rebounden stark
Gloger und Bucknor begannen stark und sorgten für die 6:4 Führung – wenig später wurde Simon Schmitz eingewechselt (dritte Minute). Der Kapitän biss auf die Zähne, konnte das Spiel aber nicht wie gewohnt lenken.
Heidelbergs Dan Oppland und Philipp Heyden setzten ihre über 200 Zentimeter großen Körper ein ums andere Mal geschickt ein und griffen sich zusammen 18 Rebounds. Dass Trier das Reboundduell am Ende mit 41:37 gewann, half den Moselanern wenig.
Knapper Rückstand für die Gladiators
Nachdem Niklas Würzner Trier mit 8:12 in Rückstand gebracht hatte, war es Neuzugang Kelvin Lewis, der mutig einen Dreipunktwurf verwandelte und 2816 Zuschauer von den Sitzen riss (11:12). Wenig später legte Thomas Grün nach und brachte Trier wieder in Führung (13:12, neunte Minute).
Mit 15:16 verlor Trier das erste Viertel nur knapp, spielte aber nicht souverän. Unerklärlich war auch die geringe Zuschauerzahl von unter 3000 Fans, obwohl die Gladiatoren den besten Saisonstart ihrer Vereinsregister aufs Parkett gezaubert hatten.
„Offensiv nie unseren Rhythmus gefunden“
Christian Held
„Die Physis von Heidelberg war besser und wir haben offensiv nie in unseren Rhythmus gefunden. Die Offensive hat uns heute das Spiel gekostet, weshalb Heidelberg verdient gewonnen hat“, analysierte Triers Cheftrainer Christian Held, der mit einer Trefferquote aus dem Feld von 37 Prozent nicht zufrieden war.
Im zweiten Viertel gelangen Trier nur 14 Zähler – Lichtblicke waren der muntere Auftritt von Rupi Hennen, Glogers starkes Comeback und Kelvin Lewis, der einen Fastbreak zum 25:22 erfolgreich abschloss.
Nach zwanzig Minuten waren beide Teams noch auf Augenhöhe, wobei die Heidelberger Dreierquote katastrophal war (0:7) – Trier hatte bis dato immerhin zweimal von jenseits der 6,75 Meter getroffen.
Drittes Viertel bricht Trier das Genick – Gästetrainer sieht Trier von Schiris bevorteilt und berichtet von Albträumen
Das dritte Viertel ging klar mit 16:10 an die Academics, wodurch sich die Heidelberger auf 45:39 absetzen konnten. Phasenweise geriet das Spiel außer Kontrolle, was die Trierer Fans an den Schiedsrichtern festmachten – und laut Branislav Ignjatovic den Gäste-Trainer provozierten: „Ich fand die Trierer Fans seitlich hinter mir schon provozierend, aber ich habe mich nicht fehl verhalten. Beim Sport sind immer Emotionen dabei. Wenn die Schiris heute ihre Linie verloren haben, dann zugunsten der Trierer. Wir haben erstmals in der Arena gewonnen, was ein schönes neues Gefühl ist. Offensiv war es kein Feuerwerk von uns, und die Quoten waren katastrophal. Es war sicher ein Faktor, dass beide Teams sich so gut aus der Vergangenheit kennen. Zusammengefasst war es eine Partie zwischen Till Gloger und Philipp Heyden, der Rest hat sich neutralisiert.“ Ignjatovic gab später zu, nach dem dramatischen Viertelfinalaus gegen die Gladiators vor rund sieben Monaten oft Albträume wegen Trier gehabt zu haben – schlechten Schlaf muss der Serbe nun nicht mehr fürchten.
Spannende Schlussphase ohne Trierer Happy End
Christian Held hatte sein Team wohl gut aufs letzte Viertel eingestellt, in dem der Sieg bei nur sechs Punkten Rückstand natürlich noch möglich war. Stefan Ilzhöfer nahm den Coach beim Wort und setzte ein Ausrufezeichen per Dunk zum 41:45 – ein Weckruf? Heidelberg antwortete mit einem Dreier und nahm Trier den Wind aus den Segeln – fünf Minuten vor dem Ende trafen die Akademiker ihren dritten Dreier im letzten Spielabschnitt und gingen vorentscheidend mit zehn Punkten in Führung (54:44).
Als Heidelbergs Jaleen Smith mit fünf Fouls vom Parkett musste und Simon Schmitz zum 50:54 traf, begannen die Fans zu hoffen. Vier Minuten vor dem Ende war die Stimmung erstligareif und 2800 Menschen drückten Schmitz bei seinem offenen Dreipunktversuch die Daumen – knapp vorbei. Trier wäre bis auf einen Punkt dran gewesen und Trier psychologisch im Vorteil. Aber es kam anders, da Heidelberg es nun clever spielte, deutlich weniger Ballverluste produzierte (11 zu 17) und die Freiwürfe prozentiger traf. Somit mussten sich die Trierer mit 59:67 geschlagen geben und den Höhenflug nach sieben Spielen vorerst beenden.
„Kein schönes Spiel“
Niklas Würzner
Heidelbergs Niklas Würzner gab offen zu, dass es kein schönes Spiel gewesen sei und fügte an: „Es ist ein tolles Gefühl, endlich in Trier gewonnen zu haben. Von der Atmosphäre ist es immer schwer, hier zu spielen. Wir haben einen kühlen Kopf bewahrt und wollen nun eine Siegesserie starten, um weiter nach oben zu klettern.“
Sein Mannschaftskamerad Philipp Heyden, der mit starken sechs Punkten im vierten Viertel zum Matchwinner avancierte, fügte hinzu: „Wir haben gut verteidigt und sind unglaublich stolz über den Sieg hier, wodurch wir ein Zeichen in der Liga setzen. Frankie Ignjatovic kennt Trier sehr gut und hat uns sehr akribisch auf den Gegner eingestellt, was erfolgreich war.“
Fehlende Ordnung gegen Heidelberg
Trier schaffte es nicht, das Spiel zu ordnen und suchte vergeblich nach dem Gladiators-Rhythmus. Heidelberg spielte es gegen Ende des dritten Viertels cleverer und ließ sich von der aufgeheizten Trierer Stimmung nicht aus der Ruhe bringen – die Trierer Fans sahen sich von den Schiedsrichtern benachteiligt. Nach sieben Saisonspielen steht Trier zwar mit fünf Siegen immer noch auf einem starken zweiten Tabellenplatz, aber die Art und Weise der Niederlage lässt vermuten, dass erstmals das Fehlen von Dranginis und Joos nicht kompensiert werden konnte. Bleibt zu hoffen, dass Christian Held sein Team wieder aufgemuntert bekommt für das nächste Spiel am Mittwoch in Karlsruhe.
Statistik
Gladiators Trier: Lewis (5), Smit (1), Bucknor (8), Hennen (6), Schmikale (8), Dietz (4), Schmitz (4), Grün (4), Ilzhöfer (2), Buntic (1), Till Gloger (16)
Dreierquote: 3/19 Prozent (16), Freiwurfquote: 61 Prozent (14/23), Rebounds: 41
MLP Academics Heidelberg: Würzner (5), Smith (11), Schmitt (0), Ely (14), Liyanage (0), Palm (8), Ney (2), Heyden (12), Oppland (15)
Dreierquote: 20 Prozent (4/20), Freiwurfquote: 83 Prozent (15:18), Rebounds: 37
Zuschauer: 2816
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